Gerbrand Bakker: Der Umweg

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Starker Tobak und ein Gänsestall

Gerbrand Bakker Der Umweg
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Das ist schon nicht von schlechten Eltern, was da alles über Agnes und ihr Leben hereinbricht. Wie soll man sich denn da auf das Studium der geruhsamen Emilie Dickinson konzentrieren, wenn vor einem das ganze Leben und man selbst zerbricht.

Unaufhaltsam.

Sie sieht nur einen Ausweg: aus Amsterdam fliehen, alle und alles zurücklassen und in die Einsamkeit fliehen. 

Und da gibt`s Einiges, was ohnehin schon nicht gut gelaufen ist: Ihre Beziehung zu ihrem Mann, die Sache mit dem dem jungen Studenten, die Tatsache, dass sie mit ihrer Dissertation überhaupt nicht weiterkommt.

Und dann gibt`s da auch noch dieses Untersuchungsergebnis.

Also nichts wie weg. Zu keinem ein Wort und die Zelte abbrechen und Brücken kappen.

Dass ihr bei ihrem Rückzug aus der Welt ausgerechnet in der walisischen Einöde der junge Bradwen über den (Um)weg läuft und sich an sie klammert wie ein anhängliches Hündchen, das hätte sie nicht gedacht.

„An klaren Tagen kann man in der Ferne das Meer sehen, und auf den verwunschenen Wegen rings um das alte walisische Farmhaus ist lange niemand mehr gewandert. Es ist ein schöner Flecken Erde, den Agnes sich als Versteck ausgesucht hat. Die Gedanken an das, was sie von Amsterdam vertrieben hat – ihr ahnungsloser Mann, der junge Student, vor allem aber die verstörende Angst vor dem Kommenden – lassen sich so leichter im Zaum halten. Nur manchmal wird ihr alles zuviel: dass der Fuchs sich eine Gans nach der andern holt oder dass der grobe Nachbarsfarmer schon morgens um neun in Socken vor ihr sitzt. Da nistet sich eines Tages der junge Bradwen bei ihr ein. Ähnlich wie Agnes gibt er kaum etwas über seine Vergangenheit preis. Und Agnes, die nicht mit dem Rauchen aufhört, weil sie sich dafür zu krank fühlt, stellt fest: Vorsicht und Zurückhaltung sind nur etwas für die Gesunden.“

Mit unerschütterlichem Realismus muss Agnes bemerken, wie alles dem Ende zu geht. Und auch hier behält sie ihren Willen und wählt ihren Weg.

Als Leserunden-Buch eine gute Wahl, die mir da zuteil wurde, auch wenn mich viele Szenen und Momente in dem Buch sehr beklommen und betroffen gemacht haben.

Aber genau davon lebt das Buch, wie auch von der etwas eigenwilligen Auswahl an Informationen, die uns der Autor über Agnes und ihr Leben zuteil werden lässt.

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