Vom konsequenten Umgang mit Fleisch als Lebensmittel

Wer Fleisch essen möchte, sollte wissen, wo es her kommt und wie es (v)erarbeitet wird. Scheinheilig so zu tun, als würden Schnitzel oder Hendlbrust beim Billa in der Plastiktasse wachsen, ist dumm, scheinheilig und alles andere als respektvoll im Umgang mit Tier bzw. Fleisch als Lebensmittel!
So, jetzt ist es raus, ich hab es hingeschrieben. Und davon bin ich zutiefst überzeugt! Wer beim Bericht vom Schlachthof, beim Artikel über den geschlachteten Marius im Zoo von Kopenhagen und Zotters Streichelzoo mit angeschlossenem Verarbeitungsbetrieb zu schreien und quietschen beginnt, der sollte kein Fleisch essen! Übrigens: der bei uns umstrittene Zoodirektor, der letztes Jahr die Schlachtung von Giraffe Marius öffentlich machte und interessierte Erwachsene und Kinder zu Informations- und Aufklärungszwecken zusehen ließ, wurde unlängst zum Kopenhagener des Jahres gewählt. Das nenn ich ehrlichen Umgang mit Tier-Verarbeitung. Genauso wie das hier.
Versteht mich nicht falsch. Ich bin Flexitarierin. Ich esse selten Fleisch. Und wenn, dann achte ich darauf, dass es nicht das billig produzierte, wässrige, geschmacklose Zeug aus Massenproduktion ist. Ob jetzt zertifiziert bio oder aus den vielen, kleinen Betrieben in Österreich, die ehrlich in und für die Region produzieren.
Ich verstehe sehr wohl Menschen, die sich aus Prinzip gegen die Schlachtung von Tieren aussprechen. Denn Fleisch bzw. tierische Produkte nicht zu konsumieren, halte ich für konsequent, ehrlich und durchaus denkbar. Habe nichts, absolut nichts dagegen.
Ich mag nun mal Fleisch – zumindest hin und wieder. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Dort war es nicht nur selbstverständlich, Fleisch zu essen. Es war auch selbstverständlich, Tiere zu Nahrungszwecken zu schlachten. Daran ist – für mich persönlich – nicht Schlechtes. Gerade am Bauernhof geht man respektvoll und achtsam mit der Ressource Tier um, behandelt es sorgsam aber auch zweckgerichtet. Für Tiere wird gesorgt, aber sie werden nicht vermenschlicht, behübscht oder verniedlicht. Und wenn es daran geht, ein Tier zu schlachten, passiert dies mit derselben Sorgsamkeit.
Zum Fleischessen gehört das Bewusstsein, dass ein Tier dafür sterben musste. Das eine geht für mich nicht ohne das andere. Das Schnitzel wächst wie gesagt nicht in der Plastikverpackung. Es wird geschlachtet und verarbeitet. Dabei fließt Blut.
Ich habe mich eigentlich ziemlich gefreut, dass ich dieses Wochenende rein zufällig die Schlachtung der letzten Frühjahrs-Masthendl auf dem Bauernhof in meinem Heimatdorf in Niederösterreich miterleben konnte. So nah dran war ich schon lange nicht. Als Kind mochte ich die Arbeit des Schlachtens immer gern: das Zurechtschneiden, Zerlegen, sorgsame Auslösen von frischem, gutem Fleisch ist eine für mich sehr befriedigende Arbeit. Man sieht und hat direkt in der Hand, was man isst. Man ist direkt dran am Lebensmittel, ohne Präparate, ohne E-Zusätze und Plastik.
Falls ihr immer schon mal sehen wolltet, wie ein Huhn gerupft, ausgenommen und fürs Einfrieren vorbereitet wird, hab ich hier eine kleine Fotostory. Daran ist nichts Grausliches!
Das Ausnehmen eines Hendls
Auf dem Hof meiner Eltern werden Hendl nur zum Eigenbedarf gehalten und geschlachtet. Erwartet also nicht, dass das Billa-Huhn genauso verarbeitet wird. Anatomisch ist aber ein Huhn ein Huhn. Da gibt`s keine Unterschied.
Direkt nach dem Schlachten (dem Hendl wird, direkt nachdem es aus dem Gehege geholt wurde, der Kopf abgeschlagen) wird das Hendl für einige Minuten in einen Behälter mit heißem Wasser getaucht. So lassen sich die Federn besser abrupfen. Das Hendl schaut dadurch aber auch wie eine getaufte Maus aus. Sobald die Federn weg sind, wird’s eine sauberere Angelegenheit.
Also geht`s als erstes ans Rupfen, danach sieht das Hendl schon recht ähnlich aus, wie die verkaufsfertigen Hendl aus der Plastiktasse. Aber nur auf den ersten Blick. Am Halsansatz sieht man zum Beispiel noch den gefüllten Futter-Kropf des Hendls. Auch der Bauchraum ist noch nicht ausgenommen und die Hühnerfüße sind auch noch dran.
Als erstes werden die Hühnerfüße entsorgt. Sie werden direkt am Gelenk mit einem sauberen Schnitt abgetrennt und nicht weiter verarbeitet.
Nun geht`s unserem leckeren Hendl im wahrsten Sinne des Wortes an den Kragen: der Kropf, der Futtersack, die Luftröhre und die zusätzliche Haut rund um den Hals werden entfernt.
Das Hendl schaut nun an der vorderen Hälfte schon so aus, wie man es auch im Lebensmittelhandel kaufen könnte. Es geht aber noch an die etwas schwieriger auszunehmenden Innereien. Die Bauchhöhle wird mit einem Schnitt unter dem Brustbein geöffnet.
Nun werden die inneren Organe des Hendls herausgearbeitet, geputzt und getrennt.
Das größte und am einfachsten zu findende Organ ist der Muskelmagen. Dieser muss später noch gesäubert werden und wird dafür zur Seite gelegt.
Nun kommen die anderen beiden Edel-Innereien, die ausgenommen werden, die Hühnerleber und das Herz.
Darm, Galle usw. werden als restliche Innereien entsorgt und gemeinsam mit dem Hühnerafter, dem so genannten Bischof, entfernt. Bei Supermarkt-Hendln ist der Bischof immer noch dran. Am Hof meiner Eltern freuen sich die Katzen darüber.
Das Hendl ist fertig zum Kochen oder Einfrieren. Was noch fehlt ist den Muskelmagen zu säubern. Dafür wird er geöffnet.
Der Mageninhalt wird entfernt und die innere harte Lederhaut wird abgezogen. Der Muskel-Teil des Magens wird gewaschen und ist bereit, in die Hühnersuppe zu kommen.
Fertig sind die Hendl. Noch einmal in viel klarem Wasser abspülen und nach Belieben weiter verarbeiten. Das Ausnehmen und Putzen eines Hendls macht ein Geübter in wenigen Minuten.
Cooler artikel! bin genau deiner meinung.
ich „möchte“ es unbedingt auch mal probieren. ich hoffe, es klappt diesen Frühling.
mein tipp: behalte die füsse. meine metzgerin riet mir brühe damit zu machen und sie hatte recht. schaut grauslig aus, ergebnis ist aber super!
liebe grüsse!
Danke für den Tipp. Werde ich bei den diesjährigen Frühjahrs-Hendln ausprobieren.
Ich melde mich auf jeden Fall wieder mit fleischigen Updates, wenn es einen Schweine-Schlachttag gibt. Denke auch das kann und muss man den Menschen zumuten!