Eine Novelle über die Liebe
»Ich schwöre es, die schönste Liebesgeschichte der Welt.« (Louis Aragon)
Auch wenn ich davon vor der Leserunde noch nicht gehört hatte: für DDR-Schüler war die Erzählung Aitmatows Pflichtlektüre. Und wer mit dem schmalen Bändchen durch ist, sieht bald, dass sich zwischen dennSeiten Einiges befindet, was ein großese Buch ausmacht. Auch wenn sich vermuten lässt, dass auch die rurale Anmutung und die Darstellung des Lebens der Bauern gerade aus Mittelasien, der Kornkammer der Sowjetunion, dazu beigetragen haben, die offensichtliche Förderungswürdigkeit des Werkes zu steigern.
Nun war Dschamilja jedenfalls Leserunden-Thema.
Inhalt
Die lebenslustige und selbstbewusste Dschamilja lebt mit ihrer Schwiegerfamilie, während ihr Mann im 2. Weltkrieg kämpft. Die Beziehung zu ihrem Mann ist nicht nur durch die Trennung des Paares belastet, richtige Liebe will zwischen den beiden jungen Menschen, so scheint es, gar nicht richtig aufkommen.
Da lernt Dschamilja den Kriegsrückkehrer Danijar kennen, einen stillen, träumerischen Eigenbrötler, der aufgrund seiner Verletzung an der Front nicht mehr gebraucht wird und dazu eingeteilt wird, mit ihr Getreidefahrten zum Bahnhof zu erledigen. Doch Danijar findet einen Weg, Dschamilja auf sich aufmerksam zu machen: auf den langen, abendlichen Rückwegen vom Bahnhof beginnt er zu singen und begeistert und ergreift seine Zuhörerin mit seinen Melodien.
Dies alles berichtet uns Said, der 15-Jährige Schwager Dschamiljas, der ebenfalls bei den Getreidefuhren hilft. Auch er ist hingerissen von Danijars Liedern über die Landschaft und das Leben. Und so ist die Anziehung, die sich zwischen Dshamilja und Danijar entwicklet für ihn das Natürlichste der Welt, auch wenn er noch nicht versteht, dass sich die beiden tatsächlich ineinander verlieben und was dies für das Leben aller Beteiligten bedeutet.
Die Konsequenzen werden erst langsam und still, dann aber deutlich offenkundig, als Sadyk, Dschamiljas Mann von der Front heimkehrt. Nun gibt es für die Liebenden nur noch einen Weg.
Ob diese Endgültigkeit ein Ausweg ist, der die Liebe siegen lässt, allerdings bedeutet, dass man die zentrale Gemeinschaft der Familie verliert und so den eigenen Platz in der Gesellschaft komplett aufgibt, bleibt uns überlassen zu beurteilen. Jedenfalls macht genau diese Endgültigkeit das Bittersüße dieses Buches aus, die das Ganze davor bewahrt ins Romantisch-Verklärte abzudriften.
Eher wehmütig bleibt zurück, wer sich vergegenwärtigt, dass im Leben und der Gemeinschaft Dschamiljas und Danijars kein Platz ist für ehrliche Gefühle.