Vom Verlieren und Neu Anfangen
Diesmal hat sich die Leserunde eines meiner Herzthemen zum Programm gemacht. Im Roman „Woher wir kommen“ geht es um großen persönlichen Verlust und wie starke (?) Frauen damit zurecht kommen und neu anfangen.
Ein neues Leben beginnen, ein neues Selbst finden, einen neuen Weg einschlagen. Alles das macht persönlicher Verlust nötig, wenn man beschlossen hat, ihn zu überwinden. Und damit öffnet er auch das Fenster in ein „Was wäre, wenn…“, das sich nicht mehr schließen, aber auch nicht mehr erleben lässt.
„Eine der gefährlichsten Fragen ist: Was wäre gewesen, wenn? Mit ihr fängt jegliches Erzählen an.“
Frischmuth erzählt in ihrem jüngsten Roman die Geschichte von drei Frauengenerationen, drei Frauenleben, die miteinander verwoben sind, aufeinander aufbauen und miteinander eines gemeinsam haben: Sie alle haben einen dramatischen Verlust erlitten.
Ob im Salzkammergut, in Wien oder in Istanbul, überall schwimmen sich diese Frauen frei und bleiben doch in einem Muster. Ada, Martha und Lilofee sind Tochter, Mutter und Tante und finden ihre Wege nach diesem Schmerz, der das ganze Leben verändert.
Gemischte Gefühle
Ich will ehrlich sein. Barbara Frischmuth war nie meine Lieblingsautorin. Zu vorhersehbar und unüberraschend in ihren Geschichten und in ihrer Sprache.
Umso mehr hat mich „Woher wir kommen“ positiv überrascht. Die erste Hälfte des Buches finde ich grandios, die Geschichte und die Figuren fesseln und ja, auch sehr nachvollziehbar. Obwohl man vielleicht gerade bei solchen Herzthemen kritischer ist als sonst.
Die zweite Hälftewirkt dann leider etwas konstruiert und auf ein konventionelles Ende hin ausgerichtet. Was der Autorin nicht recht gelingen willl, sind die gefühlvollen Unterhaltungen sehr emotionaler Frauen. Die wirken etwas gestelzt. Bleibt alles kühl und distanziert, dann brilliert Frischmuth in Duktus und Bildern.
Im Endeffekt muss sich da aber natürlich jeder ein Bild machen. Ich kann dieses Buch durchaus empfehlen.