Zu Gold geliebtes Leben
Schön ist es schon, unser Wien. Und wehmütig. So ein Herbstfeiertag passt zu unserer Stadt wie kaum etwas Anderes. Ob Christian Morgenstern wohl den abendlich goldenen Blick vom Wilheminenberg aufs Wienfluss-Tal über die Kuppel der Otto-Wagner-Kirche hinweg im Sinne hatte, als er eines seiner besten Herbstgedicht schrieb?
Wohl kaum.
Aber ich hatte sein Gedicht im Sinn, als ich an einem der letzten Heurigen-Tage über die Weinreben hinweg blickte, mit einem Glaserl in der Hand und einer Wehmut im Herzen.
Zu Golde ward die Welt; zu lange traf der Sonne süßer Strahl das Blatt, den Zweig. Nun neig dich, Welt, hinab. Bald sinkt’s von droben dir in flockigen Geweben verschleiernd zu – und bringt dir Ruh, o Welt, o dir, zu Gold geliebtes Leben, Ruh.