Kulinarische Verbundenheit und eine „neue Sorte Zitronen“
Es gab und gibt etwas zu feiern im Hause Phil und der Anlass wollte gebührend begangen werden. Zu viert also auf ins an Sonntagabenden herrlich ruhige Kristians Monastiri, an die Teller von Küchen-Chef Jürgen Winter & Sous-Chef Patrick Pranzl und in die Hände eines tollen Service!
Ist Kristians Monastiri ein Geheimtipp? Lange nicht mehr! Trotzdem ein Blick auf die Teller und eine kleine feine Geschichte über eine unbekannte Zitrone.
Neben einer umfangreichen Karte bietet man zwei Menüs an, die nach Wünschen als 4-Gang bis 6-Gang-Ensemble daher kommen und die Jänner-Karte einmal durchspielen. Die Küche empfiehlt die Speisefolgen in „kulinarischer Verbundenheit“. Also, nichts wie rein ins Vergnügen.
Als Amuse-Gueule starten wir – bei gemütlich-schummrigen Licht, das die meisten meiner Fotos ziemlich beeinträchtigt hat! Entschuldigt bitte! – mit fruchtigen Belugalinsen mit Räucherlachs und Basilikumpesto. Für mich war die Kombination von Fruchtstückchen mit der Basilikumcreme sehr spannend und vielschichtig, vor allem mit der Zitrusbutter, die als Gedeck gereicht wird. Die Belugalinsen waren für mich allerdings noch einen Tick zu bissfest.
Im Menü als Vorspeise kommen nun daher „Bären-Krebse mit Mandarinen Cous-Cous, Portulak und Sanddorn“. Sieht spannend aus, ist es auch. Serviert wird ein Bärenkrebs von toller Konsistenz und festem Fleisch mit würzig mariniertem Portulak und einer fein-säuerlichen Sanddorncreme. Leider etwas unterwürzt war der Mandarinen-Couscous, der vielleicht lauwarm und nicht eiskalt sein sollte, um mehr Geschmack von den Mandarinenfilets zu transportieren. Das ist allerdings Sudern auf hohem Niveau…
Ein Blick auf die benachbarten Teller zeigt ein sehr cremiges, etwas öliges (ich hab klarerweise probiert!) Carpaccio vom Rind mit Rucola und Parmesan.
Weitere Gäste zeigen sehr zufrieden einen im Ciabatta gebratenen Schafskäse mit Granatapfel.
Auch fein, allerdings entpuppt sich das Ciabatta als Weiß(toast)brot!? Wär auch ok, wenn man´s so nennen würd. Jedenfalls blicke ich ringsum in zufriedene Gesichter. Der GV vom Jamek tut sein Übriges, ich bin bereit für den Zwischengang.
Und hier ist es, dunkel und verschwommen zwar auf dem Bild, auf der Zunge aber tangy, mit leichter Schärfe und sehr zart in der Konsistenz: das Kalbsbries mit Apfel-Kürbis-Chutney. Nicht in der Karte angekündigt war das kleine Bröselknödelchen. Das Besondere am Chutney war die Kombination mit der fein geschmorten Bries-Sauce, obwohl das Gemüse im Chutney noch sehr bissfest und knackig war. Man kann zu Bries und anderen Innereien stehen, wie man mag, die Geschmackskomposition rund herum hat mir sehr geschmeckt.
Als Hauptgericht hab ich die Barbarie-Entenbrust mit Selleriecreme, lauwarmen Krautsalat und Nüssen gewählt. Die Auswahl war schwierig, musste ich denn dafür den Wolfsbarsch mit geräuchertem Aal mit lila Kartoffeln, Gurke und Stangensellerie sausen lassen. Die Ente war rosig gebraten, vom Fleisch her aber nicht ganz so zart, wie erhofft. Da musste man schon ein bisschen kauen. Saftig war`s und geschmacklich ausgezeichnet, auch die Sauce in Kombination mit der Selleriecreme, einem sehr feinen, gar nicht rustikalen Krautsalat und den Nüssen und Weintrauben war herrlich. Das Fleisch hat allerdings ein wenig mehr Widerstand gezeigt, als ich mir für die perfekte Entenbrust gewünscht hätte.
The lemon situation
Ein Bissen vom Backhendl am Teller neben mir ließ mich dann allerdings stutzen. Die Küche hatte eine halbe Zitrone in einem kleinen Säckchen hinzugelegt um die panierten Stücke – sehr saftig, Panade herrlich kross) damit beträufeln zu können.
Und ich hatte schon beim Biss in eines der Fleischstücke diese thymian-ähnlichen, vielschichtigen Aromen in der Nase. Das war keine Zitrone. Das war eine Meyer Lemon. Ich war mir sicher. Ein Blick über den Tisch, dort wurde von einem Begleiter das Altwiener Backfleisch genossen und wurde ebenfalls von einer halben Zitrone im Beutel begleitet. Ein kurzer Check und es war klar: dort war eine herkömmliche Zitrone eingetütet, beim Backhendl war das Aroma ein deutlich anderes.
Auf Rückfrage hin, ob mit Absicht unterschiedliche Zitrusfrüchte verwendet würden, kam unsere sehr zuvorkommende Servicekraft mit einer aufgeschnittenen Zitrone aus der Küche: Es würden in letzter Zeit eine neue Sorte Zitronen geliefert und verwendet. Ich dürfte gerne riechen.
Und da war sie, nicht eingesackelt, aufgeschnitten und frisch: dieses leicht durchscheinend, saftige gelbe Fruchtfleisch mit einem hintergründigen orangen Hauch, der Duft nach Thymian und Sommer. Eine Meyer Lemon. Verkocht hier bei mir oder im Detail beschrieben bei Katharina Seiser und von der LA Times. Liebes Monastiri-Team, ihr dürfte auch von diesem Phänomen betroffen/beglückt worden sein! Glaubt mir und feiert die Meyer. Anregung gibt`s ja reichlich.
Ganz glücklich über die Spitzenkombination von Backhendl und Meyer Lemon Saft, war`s Zeit für den letzten Gang.
Dank der Bereitschaft meines süßen Herrn phil durfte ich nicht nur meinen „Chevre de bellay“ mit roter Ziegenmarkmarmelade zum herrlichen Blaufränkischen (aus dem Burgenland, das Weingut ist leider nicht mehr entzifferbar) genießen. Das Foto dazu stellt nicht im Mindesten dar, wie herrlich dieser cremig-frisch-balancierte Käse zu den süß reduzierten Zwiebeln passt.
Ich durfte auch noch mitlöffeln mit der „Explosion von der Schokolade mit Guave und Gewürzbananen“ am Nebentisch. Die Explosion enthielt ein gut mit chili gewürztes Schoko-Nougatwürfel, eine etwas sehr flüssige Schokomousse, eine pritzelnde Kombination von Guaveneis mit Schokosand und einen Schokokuchen. Die Gewürzbanane hätte geschmacklich etwas mehr Gewürz vertragen, um dagegen halten zu können, aber wieder: Sudern auf hohem Niveau!
Wir waren sehr zufrieden mit dem Service und den kulinarischen Ideen, die uns da zuteilwurden. Eine Empfehlung für Kristians Monastiri!
Übrigens: Wenn ihr das Restaurant mal recht einfach ausprobieren wollt: es sind immer wieder Tische über Delinski buchbar: 5€ für die Buchung und dafür 30% Nachlass auf alle Konsumationen zahlt sich besonders aus, wenn man so tolle Restaurants „risikofrei“ ausprobieren möchte!
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