Drei glorreiche Tage Deepavali, Fest der Lichter
Man muss manchmal einen etwas längeren Weg auf sich nehmen um echte Entdeckungen zu machen. Dieses Wochenende verschlug es das Team phil in die Outskirts von Vienna, nach Donaufeld. Auf der Suche nach neuen Geschmäckern begaben wir uns ins Monsoon, ein südindisches Restaurant an der Donaufelder Straße, das die Küche Keralas nach Wien bringt.
Heute feiert man dort den letzten Tag des 3-tägigen Deepavali, des Lichterfests. Dabei steht dem interessierten Gast nicht nur die Karte zur Verfügung. Viel aufregender ist es, sich vom Buffet zu nehmen, was die südindische Palette hergibt. Und so sieht ein gut gefüllter Teller aus:
Im Uhrzeigersinn finden sich hier zuerst eine milde Raita mit Gurken, Tomaten und Karotten. Das milde Joghurt nimmt die milde Schärfe aus den Curry-intensiven Gerichten. Daneben finden sich selbst gemachte Pickles von einer ungeheuren gewürzigen Intensität, gemischt mit in Salz konservierten Früchten, sauer, frisch und stark eine Brise, die durch den Mund fegt.
Dazu reicht man im Monsoon ein Kürbis-Ananas-Curry, mild, süß mit Rosinen und nicht zu vielen Gewürzen. Köstlich, aber leider etwas zu kalt im Rechaud gehalten. Es folgt ein Süßkartoffel-Korma, das wirklich alle Stückle spielt, die die indische Gewürzwelt hergibt: Bockshorn, Senf, intensiv und würzig, dabei nicht scharf. Herrlich. Auch wunderbar ein Hühnercurry mit Kurkuma und Kokosmilch, so langsam geschmort, dass das Fleisch wirklich schon beim Anschauen vom Knochen fällt.
Das Lamm-Cutty mit Karotten ist geschmacklich gut, leider etwas dünnflüssig. Das Tandoori-Chicken wird mit einem mild-feinen Kokos-Relish (hätte etwas Schärfe vertragen) serviert. Reis, Karotten-Roti und herrlich blättrige Malabar Porottas (in Butter gebratene Fladenbrote) runden das Buffet ab.
Eh klar, dass wir uns einen Nachschlag holen, denn es schmeckt ausgezeichnet!
Dass man für solche Geheim-Tipps nun auch mal kleine Einschränkungen auf sich nehmen muss, steht auf einem anderen Blatt. Allem voran ist das Lokal an diesem Abend zwar mit netten Leuchten und Lichterketten dekoriert, der Charme der Räume ist aber unmissverständlich jener eines Inders aus Transdanubien: Fliesenboden, Architektur aus den 70er und 80er Jahren, die sich etwa in der Glas-Schraffur-Eingangtür mit quadratischem Messing-Handknauf niederschlägt. Eine hippes Szene-Lokal oder einen Gourmet-Tempel, der alle Sinne gleichermaßen bedient, darf man hier nicht erwarten.
Auch der Service war an diesem Buffet-Abend etwas überfordert, obwohl eigentlich nur die Getränke zu servieren waren. So dauerte es doch 20 Minuten bis wir mit Mango-Lassis (sehr lecker, nicht zu süß, nicht zu milchig!) und Original-Bieren wie Kingfisher und Kobra (alles Flaschen-, keine offenen Biere) versorgt waren!
Zum Nachtisch reicht man beim Deepavali frisches Obst (Khaki- und Granatapfel-Stücke in einem rauchig-süßen Karamellsirup) und kleine gebackene Teigbällchen, die in einem Zuckersirup getränkt sind. Desserts hat das Team phil schon besser bekommen. Wir sind aber nicht unzufrieden.
P. fasst zusammen:
„Geschmacklich sehr gut. Mein Favourite war das Chickencurry, butterweiches Hühnerfleisch. Gewürze nicht zu penetrant, genau richtig! Die Nachspeisen: naja.“
M. ist sichtlich froh, dass wir die weite Anreise auf uns genommen haben:
„Optisch hebt sich das Monsoon nicht von den Durchschnitts-Indern in Wien ab, geschmacklich aber wohl. Eine indische Pilgerfahrt nach Transdanubien, die sich wahrlich lohnt.“
Bei einem Buffetpreis von ca. 17€ pro Person besticht das Monsoon durch Preis-Leistung und ist eines jener Lokale, die auch von der lokalen indischen Community besucht werden. Und das ist sicher nicht das schlechteste Anzeichen dafür, dass man hier authentische Küche serviert. Auch A. ist sicher:
„Da haben ein paar indische Omas gezaubert oder sich zumindest ihre Rezepte verraten!“
Wer also noch die Gelegenheit hat, sollte sich auf den Weg ins Kerala der Donaufelder Straße machen!