Bericht aus Traiskirchen

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Sich ein Bild machen

Traiskirchen 3Ich war gestern mit einem PKW voller Hilfsgüter, Hygieneartikel und Lagermaterial in Traiskirchen. In erster Linie wollte ich mir mal ein Bild von der Situation machen, die man derzeit kaum unvoreingenommen diskutieren kann. Viele halten die Zustände der österreichischen „Asylpolitik“ für skandalös, andere fällen sofort und gefühlsbetont ein Urteil über die Betroffenen.
Also, sich selbst ein Bild machen – 35km entfernt von Wien ist das ja nicht schwer. Traiskirchen liegt um die Ecke!
Das Bild, das sich uns ergeben hat, war ziemlich krass. Menschen laufen mit Bananen und Brot herum, das sie von Helfenden bekommen, andere haben noch nicht mal ein Zelt und schlafen obdachlos am Gehsteig… Zusätzlich ist das umzäunte Gelände des Flüchtlingslagers nachwievor übersäat mit Camping-Zelten.  Klar ist, dass sich die Lage nicht wirklich entspannt hat und die Leute nach den banalsten Dingen fragen (z.B. Wasser!). Man sieht viele junge Männer, aber auch Frauen jeden Alters sowie Kleinst- und Kleinkinder.
 Traiskirchen 2
Großes Interesse bestand an folgenden Gegenständen, die wir in unterschiedlichen Stückzahlen mithatten:
  • Shampoos und alles rund um Körperpflege und Hygiene
  • Koffer und Rucksäcke (die meisten tragen ihre wenigen Habseligkeiten lose in der Hand)
  • Babyutensilien inkl. Nahrung, Windeln, etc.
  • Bücher (interessanterweise haben alle nur nach deutschen Büchern gefragt, wir dagegen hatten nur englische Literatur und ein Wörterbuch D-E mit)
  • feste Schuhe (auch und besonders für Männer)
  • warme Oberbekleidung (same here, Männersachen)
Traiskirchen 4Desweiteren hatten wir viele Isomatten und Plastikplanen, Malsets und Hefte für Kinder gekauft, die auch gleich weg waren. T-Shirts und dergleichen scheinen  vorhanden zu sein.
Wir haben kaum Polizei gesehen, zwei Polizisten zu Fuß auf Patrouille. Zwei weitere in einem Auto, die darauf geachtet haben, dass die Verteilung von Hilfsgütern aus den vielen Privatfahrzeugen der StVO und den Haltebereichen rund um das Aufnahmezentrum entsprachen.
Abgesehen von einem Kleinbus der Caritas konnten wir keine Organisationen oder Betreuungspersonal abgesehen von den Sicherheitskontrollen an den Eingängen des Geländes ausmachen. Wirklich erstaunlich war, wie friedlich und freundlich alles ablief, ohne Aggression und Raffgier.

Es ist nicht so schwer!

Traiskirchen 5Wir waren bezüglich der Verteilung in den Seitenstrassen vorab etwas besorgt, aber dies war unbegründet und lief sehr gesittet ab. Offensichtlich für uns war, dass diese Menschen eine genaue Vorstellung davon haben, woran es ihnen mangelt, bzw. was für sie in nächster Zeit wichtig wäre: warmes, festes Schuhwerk, Material um deutsch zu lernen. Drei junge Burschen aus Afghanistan fragten nach Lernmaterial für Computer Sciences.
Wir hatten vor allem mit Leuten aus Syrien, Afghanistan, Irak aber auch Nigeria Kontakt, teilweise Brocken auf deutsch, viele Flüchtlinge sprechen englisch. Mit manchen waren leider nur ein paar erklärende Gesten möglich.
Das einzig wirklich Positive an dieser bedrückenden Situation war, dass ständig Autos mit den unterschiedlichsten österr. Kennzeichen vollbeladen angekommen sind und Hilfsmittel angeliefert haben. Es kamen immer wieder PKWs mit Second-Hand-Kleidung, Schlafsäcken und Hilfsgütern an. Alles private Initiativen, viele junge Menschen, die helfen wollten, manchmal Wagen mit ganzen Kleinanhängern voll Material, ein junger Mann im Rollstuhl, der nicht mehr benötigte Kleidung verteilte….
Nichtsdestotrotz sehr traurig, Österreich! Oder wie eine liebe Freundin es formulierte:
„Bei uns (gemeint ist ein anderer, kleiner Ort in NÖ) wurden die Familien gut aufgenommen, Deutschkurs läuft und die Kids spielen schon im Fußballverein mit. Es ist nicht schwer. Warum wird es so vielen so schwer gemacht?“

Fazit und Hilfsmöglichkeiten

Hilfe wird sicherlich weiterhin benötigt, sei es über konzertierte Sammelaktionen, Besuch vor Ort oder Spendenaktionen von Caritas, Diakonie & Co. Natürlich gibt es auch verschiedenste Aufrufe für Unterkünfte, Betreuung/Adoption, etc. Es lohnt sich sicher, zu überlegen, was man selbst und jetzt beitragen kann.

Hier eine kurze Übersicht:

Caritas: 

Omni.Bus & Carla sammeln Hygieneartikel, um diese zu Hygienepaketen verpackt in Traiskirchen verteilen zu können: Infos hier und hier.

Machbar in Not sucht leistbare Quartiere und Unterkünfte hier.

Diakonie

der Flüchtlingsdienst  bietet verschiedene Hilfsmöglichkeiten hier

Asylkoordination Österreich

Connecting People sucht Paten für junge, unbegleitete Flüchtlinge hier

Samariterbund

Hilfe vor allem für minderjährige Flüchtlinge gesucht hier.

Private Initiativen

Viele weitere, vor allem private Initiativen listet diese Seite der Stadtspionin. Die sympathische Initiative Happy.Thankyou!!Moreplease!! im Neunten findet sich dort noch nicht und wird hiermit ergänzt.

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