Es ist Freitag Abend, es ist sommerlich, es ist Wochenende und wir sind leger und hungrig. Also: auf ins Miznon, das ist trendig und in aller Munde:
Severin Corti schreibt hier im Standard darüber, Florian Holzer hat für den Falter getestet und Julia Staller für Falstaff hier.
In der Vierer-Runde des Team phil macht es uns nichts aus, um Sitz-Plätze streiten zu müssen. Jede Saison gibt es in Wien und Umgebung ein paar Adressen, wo plötzlich alle essen wollen. Das Miznon tut sich das Herumschlagen mit Reservierungen gar nicht erst an. Der Gäste-Strom reißt eh nicht ab, insofern macht es nichts, die Gäste sich die Sitzplätze selber „erwarten“ zu lassen.

Der Wien-Ableger von Starkoch Eyal Shani im 1. Bezirk verschreibt sich der isrealischen Küche. Auf der selbst gebastelten Karte finden sich diverse gefüllte Pitas, Gerichte, die auf Brettchen serviert werden wie der gegrillte Lamm-Faschiertes-Fladen und solche, die einfach auf einem Bogen Backpapier serviert werden, wie der im Ganzen gegrillte Karfiol, der im Ganzen gekochte, in Joghurt getauchte Brokkoli oder Artischocken.
Bedienung gibt es nur in Form von Namen rufenden Essens-Bringern. Bestellen und zahlen muss man bei einer eher unfreundlichen Dame an der Bar, die eigenartig reagiert, wenn man bei 30 Grad im Sommer um 4 Gläser Wasser bittet.
Dabei sollte man im Miznon darauf gefasst sein, dass die Leute Wasser trinken wollen. Immerhin zahlt man für einen großen Apfelsaft mit Leitungswasser und einen großen Sommerspritzer stolze 10€ gradeaus! Ganz schön heftig, für ein Fast-Food-Restaurant, das Essen auf Papier serviert!
Man bestellt und zahlt also die Gemüse und versorgt sich mit Saucen zur freien Entnahme:

selbst gemachtes Sauerkraut, ungewürztes Joghurt, Tahina und passierte Tomaten. Alles umabgeschmeckt. Dazu noch ein mit Chilli und Kräutern vermischtes Olivenöl, das endlich ein wenig Geschmack bringt.
Auch bei der Selbstbedienungs-Bar gibt es das leckere Fladenbrot, das all jene brauchen, die die Gerichte bestellt haben, die nicht direkt in Pita serviert werden.
Da beginnt das nächste Problem: das Brot ist wirklich gut. Und für jene, die nur ein Gemüse ohne alles bekommen auch irgendwie Bestandteil des Gerichts. Aber es gibt kaum Brot. Zu viert teilen wir uns drei Stücke, die schnell weg sind. Danach müssen wir immer wieder nachfragen und bekommen gesagt, Brot gäbe es im Self-service-Bereich. Dort gibt es aber keines mehr, weil man wohl eher knausrig ist mit dem Gratis-Sattmacher. Das verstehen wir und wollen Brot extra bestellen, gerne auch dafür bezahlen. Nicht möglich! Man drückt uns wieder ein einzelnes Stück von 2 cm Breite in die Hand. Insgesamt muss jeder am Tisch mal Brot holen gehen und kommt immer mit einer kleinen Menge zurück. Sehr mühsam!

Auch etwas eigen mutet der Hype um das Gemüse hier an. Zwar sehen ganze gegrille Karfiol-Köpfe oder gekochte Brokkoli-Stämme im Ganzen ungewöhnlich aus. Aber gewürzt sind sie gar nicht und schmecken demnach auch so. Noch schlimmer, Chef Eyal Shani erzählt im Falstaff sogar stolz, dass er den Karfiol aus Frankreich importiert, weil er hier keinen geeigneten bekommt.
Mir persönlich wäre ja lieber, er würde lokale Produkte verkochen und dafür ein wenig in Gewürze investieren!
Im Endeffekt werden wir satt, haben auch ganz ok gegessen, aber es bleibt doch ein schaler Nachgeschmack und die Frage, wie viel gastronomische Hypes mit Kulinarik zu tun haben.